Das Hämangiom - Krankheitsverlauf und Risiken



Als Hämangiome werden Tumoren der Blutgefäße bezeichnet. Sie kommen sehr häufig vor und sind vor allem im Säuglings- und Kleinkindesalter angesiedelt.

Etwa 75% der Hämangiome sind bereits bei der Geburt vorhanden. Sie treten bei 3–5% aller Säuglinge auf, Frühgeborene scheinen bis zu 10mal häufiger betroffen zu sein. Hämangiome befinden sich zu etwa 60% in der Kopf- und Nackenregion.

Die genaue Ätiologie des Hämangioms ist bisher noch nicht geklärt, derzeit werden eine hamartomatöse Gefäßanomalie sowie neoplastische Ursachen für die Entstehung des Hämangioms diskutiert.

2. Kapilläres Hämangiom

Das kapilläre Hämangiom besteht aus vielen engen Kapillaren und hat eine Größe von wenigen Millimetern bis hin zu wenigen Zentimetern. Es befindet sich bevorzugt in der Haut, an den Lippen, im Mund, an den Nieren und in der Leber und tritt vermehrt bei Neugeborenen auf. Wegen seiner hellroten Farbe wird es häufig auch als Erdbeerhämangiom bezeichnet.

Das kapilläre Hämangiom kann in den ersten Lebensmonaten sehr rasch wachsen. Oft kommt es zu einer Verblassung innerhalb der ersten drei Lebensjahre. In etwa 80% der Fälle kommt es bis zum 5. Lebensjahr zu einem Verschwinden des Hämangioms.

Das kapilläre Hämangiom kann allerdings im Verlauf der Zeit auch in ein kavernöses Hämangiom übergehen.

3. Kavernöses Hämangiom

Beim kavernösen Hämangiom erscheint die Fehlbildung in Form rötlich-bläulicher Flecken, welche auch als Portweinflecken bezeichnet werden.

Seine Manifestation erfolgt meist auf der Haut, allerdings können auch die parenchymatösen Organe sowie das ZNS betroffen sein. Eine Kapsel ist beim kavernösen Hämangiom nicht zu finden. Mikroskopisch lassen sich die blutgefüllten, weiten Gefäße mit ihrer flachen Endothelzellauskleidung erkennen. Darüber hinaus sind die einzelnen Gefäßschlingen noch durch zellreiche bindegewebige Septen voneinander abgetrennt.

Eine Komplikation des kavernösen Hämangioms ist die Ausbildung von Thromben. Im Gegensatz zum kapillären Hämangiom kommt es beim kavernösen Hämangiom nicht zu einer spontanen Rückbildung des Tumors.


4. Seniles Hämangiom

Beim senilen Hämangiom, welches vor allem am Rumpf, zum Beispiel auch im Vulvabereich bei Frauen, vorkommen kann, sind häufig multipel auftretende hellrote Hämangiome zu finden.

Wegen der dunkelroten Farbe der senilen Hämangiome werden sie auch als Kirschhämangiom bezeichnet.

5. Generalisierte Hämangiome

Im Rahmen verschiedener Syndrome kann es zu generalisierten Hämangiomen kommen. Beim so genannten Sturge-Weber-Syndrom sind vor allem die Haut und das ZNS betroffen, beim von-Hippel-Lindau-Syndrom sind die Hämangiome vor allem in der Retina und in dem Cerebellum zu finden.

6. Therapie

Aufgrund der hohen spontanen Rückbildungsrate der Hämangiome wird zunächst abwartendes Verhalten empfohlen. Im Falle des Auftretens von Komplkationen wie Blutungen, Thrombosen oder Exulzerationen oder schnell wachsenden Tumoren erfolgt eine Therapie.

Zur Verfügung stehende Möglichkeiten der Behandlung sind:
  • chirurgische Exzision
  • Laserablation
  • topische Applikation von Glukokortikoiden
  • topische Applikation von Interferon-alpha.
  • Einen relativ neuen Therapieansatz stellt die Off-Label-Behandlung mit Betablockern (z.B. Propranolol) dar. Diese Wirkung der Betablocker wurde zufällig endeckt und wird u.a. auf ihre vasokonstriktiven Eigenschaften zurückgeführt. Die Behandlung erfolgt über drei Tage stationär mit 1 mg Propranolol pro kg Körpergewicht täglich, verteilt auf drei Einzeldosen. Danach wird die Dosis auf 2 mg/kg Körpergewicht/Tag reduziert.

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